Schritte zur Selbsthilfe
Schritt 1:
Gehen Sie zu Ihrer Diagnose ein wenig
auf Distanz und beraten Sie sich erst einmal selbst so, wie Sie
Ihren besten Freund beraten würden.
Vermutlich sagen Sie jetzt: "Ja, aber das ist leichter gesagt als
getan."
Es ist wirklich leichter getan, als Sie es jetzt noch vermuten.
Lösen Sie sich bitte in Gedanken für einige Minuten von Ihrer
eigenen Diagnose (so, als wären Sie noch einhundertprozentig
gesund) und stellen Sie sich vor, Ihr bester Freund säße vor
Ihnen, tief deprimiert und Hilfe suchend wegen eines soeben erfahrenen
Krebsbefundes.
Was sagen Sie ihm jetzt? Wie versuchen Sie, Ihrem Freund zu helfen?
So oder so ähnlich könnte sich ein Dialog abspielen: Sie
nehmen Ihren Freund in den Arm und sagen vermutlich: "Du, Kopf hoch!
Es wird schon wieder!"
Sie hören wahrscheinlich: Ja, aber der Beruf, die Familie, das
Geld - wie soll ich das jetzt alles machen? Ich weiß nicht, wie es
weitergehen soll.
Sie sagen vermutlich: „Das wird sich finden, wenn es soweit ist.
Irgendwie wird es gehen. Du schaffst das schon, aber wenn Du Dich jetzt
hängen lässt, wird alles nur noch schlimmer!"
Sie hören wahrscheinlich: Ja, aber die vielen Behandlungen, und
dann die Chemo mit den schlimmen Nebenwirkungen... und wer versorgt das
Haus..., den Garten..... und dann muss dies noch.... und das noch....und
ich will ja auch niemanden zur Last fallen.
Sie sagen vermutlich: „Moment mal, soweit ist es noch lange
nicht. Du kennst doch den sowieso, der hat auch........, und dem geht es
doch wieder prima. Der arbeitet schon wieder. Mach Dich mal schlau und
erkundige dich mal über die Krebsklinik XY, von der man schon viel
Gutes gehört hat... Du, eine zweite Meinung hat noch niemandem
geschadet. Wäre ja nicht das erste Mal, dass man sich geirrt
hätte.“
Sie hören wahrscheinlich: Ja, aber kann ich das denn so
einfach? Man hat mir gesagt, ich muss sofort operiert werden,
anschließend Bestrahlung und Chemotherapie. Und wenn ich jetzt
woanders hingehe, sind die womöglich sauer und ich kriege
Ärger mit der Kasse..
Sie sagen vermutlich: „Du, wovor hast Du Angst? Viele Wege
führen nach Rom, und das Nächstbeste muss nicht immer das
Erstbeste sein. Es geht um Dich, um Deine Gesundheit, Du kennst Dich
selbst am besten und Du solltest mitentscheiden, was gut und richtig
für Dich ist.“
Sie hören wahrscheinlich: Ja, aber woher soll ich das denn
wissen. Ich bin doch kein Arzt, und die Ärzte haben doch gesagt,
wenn ich nicht sofort.....dann....und ich kann doch nicht
eigenmächtig...
Sie sagen vermutlich: „Du, mach nur das, wovon Du überzeugt
bist und bei dem Du voll und ganz dahinter stehst, dann funktioniert es
auch. Aber jetzt komm endlich raus aus deinem Loch und lach mal wieder.
Denk wieder positiv! Du schaffst das! Alles wird gut. Aber Du musst es
auch selber wollen! Man kann alles so organisieren, dass Du den
Rücken frei hast. Kümmere dich jetzt nur noch um Dich selbst
und werde wieder gesund. Das ist das Wichtigste. Alles andere wird sich
finden, glaube es mir. Wenn alle mit anpacken, kriegen wir das irgendwie
schon geregelt. Und lass jetzt mal Dein "Ja, aber" weg.“
Sie hören wahrscheinlich: Hast ja Recht! Ja, aber warum gerade
ich? Jetzt, wo wir dies und das geschafft haben und uns es doch
eigentlich jetzt gut gehen müsste.... Ausgerechnet jetzt, wo die
Kinder mich brauchen .....wo ich endlich die berufliche Position
erreicht habe, die ich immer wollte...
Der Dialog könnte noch eine Weile so weiter gehen.
Erkennen Sie sich wieder und wären Sie eventuell bereit, ohne
"Ja, aber" auf sich zu hören?
Dann sind Sie schon auf einem prima Weg der kleinen Schritte in die
richtige Richtung.
"Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über
deinem Haupte fliegen, kannst Du nicht ändern.
Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern."
Chinesisches Sprichwort.
|