Schritte zur Selbsthilfe
Schritt 5:
Nutzen Sie den Tag. Bedenken Sie einmal, wie oft Sie bisher dem Schnitter schon von der Schippe
gehüpft sind. Sie hätten z. B. in dem verunglückten ICE
genau so gut sitzen können wie jeder andere auch, oder in der
ausgeglühten Bergbahn verbrannt sein können, oder beim Brand
am Flughafen Düsseldorf im Ruß ersticken können, oder
mit diversen Flugzeugen abstürzen können, oder bei den vielen Verkehrsunfällen, in die Sie um Haaresbreite beinahe selbst verwickelt waren, tödlich verunglücken können.
Sie leben! Noch mit der Lizenz zum Weiter- und Überleben.
Nutzen Sie den Hinweis auf die Endlichkeit allen Seins und tun das,
wovor Sie sonst immer große Bedenken hatten. Sorgen Sie einfach
mal für den Fall der Fälle vor. (Siehe Dachziegel). Ordnen Sie
mal Ihre Papiere, regeln Sie Ihren Nachlass, wenn Sie es noch nicht
getan haben (muss sowieso mal sein), verfassen Sie vorsorglich Ihre
Patientenverfügung und die entsprechenden Vollmachten. Eine Sorge
weniger!
Befreien Sie sich auch von jedem überflüssigen materiellen
oder seelischen Ballast, die Gelegenheit dazu ist gerade günstig.
Geben Sie das Buch zurück, was Sie sich geliehen haben und bringen
Sie die kleinen Schwelbrände unter Kontrolle, die wir alle so mit
uns rumschleppen. Krach, Streit, Gezänk - mit wem auch immer.
Strich drunter, lochen und abheften!
Organisieren Sie - sofern Sie dazu in der Lage sind - so perfekt wie
möglich Ihre nächsten Arzt- Klink- und Behandlungstermine,
aber auch Ihre beruflichen und Ihre privaten Termine wie Geburtstage,
anstehende Feiern oder Reisen, die Sie selbstverständlich nicht
absagen, wenn es Ihre körperliche Verfassung zulässt und mit
den Therapien in Einklang gebracht werden kann. Ihre Gedanken sollten
sein:
Sich jetzt tot
stellen ist nicht drin! * Jetzt erst recht nicht!
Mit genauer Planung kriegt man alles - Behandlungen, Weiter- und
Überleben - gut auf die Reihe. Das hat übrigens einen
wunderbaren Nebeneffekt: Das rein geschäftliche Betrachten, das
nicht wenig stressige Planen und Organisieren der neuen Gesamtsituation
relativiert und verlagert den Krebsbefund von der Gefühlsebene auf
die Geschäftsebene. Sie können dadurch plötzlich viel
besser damit umgehen. Und dann ist sogar ein stückweit auch die
Angst weg.
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