Leben mit Krebs
Maennerselbsthilfegruppe im Landkreis Freudenstadt

Liebe Betroffene und Interessenten unserer Selbsthilfegruppe,

wenn Sie zu denen gehören, die nach Erhalt ihrer „Diagnose Krebs“ glauben, sie gehörten jetzt zu den "Hoffnungslosen" -  dann sollten Sie diese persönlichen Zeilen weiter lesen. Denn ich möchte Ihnen damit den Mut und die nötige Kraft für den Kampf gegen den Krebs  geben.

Bis zu meinem 51. Lebensjahr war ich nie ernsthaft erkrankt gewesen. Die letzten 11 Jahre davor waren gekennzeichnet durch einen einzigen beruflichen Fehltag und dann, es war am 01. August 1997, erlitt ich ohne erkennbare Vorzeichen schwere Gallenkoliken. Es folgten umfangreiche Untersuchungen im Kreiskrankenhaus Freudenstadt.



Dann die Diagnose:

  • Pankreaskopfkrebs
  • Weit fortgeschritten
  • Operation aussichtslos
  • Entlassung mit den Worten: „Wir können nichts mehr für sie tun!“

Mir verschlug es nicht nur die Sprache, sondern ich erfasste sehr schnell, der Tod hatte mich zu sich einbestellt. Ich befand mich bereits in seiner Wartehalle. Was war mit meinen vielen Plänen, die ich, für später einmal, geschmiedet hatte? Das Glück, hatte es mich für immer verlassen? Ängste und Verzweiflung machten sich in mir breit. Doch eine Panik blieb aus, denn andere Gedanken schlichen sich ein, solche der Hoffnung, wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen...

Ich fand sie, die Nadel im Heuhaufen, in Form von Prof. Dr. Merkle im Katharinenhospital in Stuttgart. Er bestätigte zwar die Diagnose, war aber bereit, mich doch noch zu operieren (Whipple´sche OP). Hoffnung erfüllte mich, ließ mich 11 Tage Heilkoma, sieben Wochen schlimmster Qualen und 21 Kilogramm Gewichtsabnahme ertragen. Ja, ich lebte von dieser Hoffnung und gab mich nicht auf!

Doch schon im Jahre 1999, als ich glaubte alles überstanden zu haben, musste ich mich nochmals meinem Schicksal stellen. Sollte meine wahre Stärke einer weiteren Prüfung unterzogen werden? Unmenschliche Schmerzen durchzogen meine Organe, ließen mich erahnen – der Krebs war zurückgekehrt. Es folgte eine niederschmetternde Diagnose. Das neue Rezidiv (Geschwulst) war in die Verzweigung der Hauptschlagader hinweingewachsen und verengte mit seinem Wachstum die Blutzufuhr meiner so lebenswichtigen inneren Organe.

War das nun das Ende – ich war überzeugt davon, dass es das nicht sein konnte, denn wo lag da der Sinn!

Hatte ich bisher sinnlos gelebt – alles mit seelischen und körperlichen Qualen überstanden, um jetzt noch qualvoller zu sterben? Mich peinigten dieses Mal keine Zweifel – ich war ganz hoffnungsfroh und überzeugt davon, dass ich vor meiner größten inneren Prüfung stand.

Ich nahm die Diagnose und mein Schicksal an – doch nicht in Ergebenheit – sondern kämpferisch.
Neue Hilfe erhielt ich durch den Onkologen Dr. Riess in Niefern-Öschelbronn, der mir, damit der Tumor mich nicht sofort besiegen konnte, wöchentlich ein Mal eine Chemotherapie mit Gemzar verabreichte. Dieses Chemomittel war zwar nicht geeignet, den Tumor zu zerstören, doch es konnte sein rasches Wachstum auf mehrere Monate verzögern. Gegen die anhaltenden Schmerzen bekam ich Morphin, doch das Mittel raubte mir die Lebensqualität, in dem es mir 5 Tage in der Woche sehr schlecht erging. Es folgte regelmäßiges Erbrechen, Verlust der gesamten Behaarung und eine lang anhaltende Schlaflosigkeit.

Immer wieder kamen sie, meine Ängste, Verzweiflung breitete sich aus, denn mit jeder Verabreichung von Gemzar verschlechterte sich mein Blutbild. Mir war klar, irgendwann kommt der Tag, dann muss mein „Lebensverlängerer“ (Gemzar) abgesetzt werden.

In einer der vielen schlaflosen Nächte setzte ich mich an meinen PC und versuchte meinen bisherigen Lebensweg nieder zu schreiben. Mich befiel die Angst, für meine Söhne und deren Kinder „nichts Sinnvolles“ zu hinterlassen – zu schnell vergessen zu werden.....
Eine neue Art von Angst, eine, die ich bisher noch gar nicht kannte.

Doch bald erkannte ich, dass dieses nächtliche Schreiben „eine neue Form des Lebens“ für mich war!

Mir wurde dabei bewusst:

„Schreiben ist Leben,
heißt,
viel zu erleben.
Ich schreibe,
weil ich lebe.
Ich schreibe,
um zu leben,
um zu überleben.

So entstanden als eine Art „Nachlass“ viele liebevolle Kurz-Geschichten, sie umschreiben Teile meines Lebens, meiner Erkenntnisse, meiner Fehler und vor allem meine starke  „Hoffnung“

Mir wurde auf meinem neuen Weg, welchen ich für mich wiedergefunden hatte, bewusst: „Es ist wohl das größte Wunder, dass es trotz allem immer noch und immer wieder "Hoffnung" gibt, Hoffnung auf eine bessere Welt, auf eine andere Art zu leben“.

Im Juli 2000 war es dann so weit, – mein Blutbild war zerstört – Gemzar, mein „Lebensverlängerer“, musste abgesetzt werden. Was nun? Noch ein Wunsch war in mir offen! Einmal noch, einen Kindheitstraum erfüllen, noch einmal abtauchen dürfen in die Wildnis der Wälder und Seen des Algonquin Nationalparks in Kanada.

Diese drei Wochen mit Rucksack und Kanu waren ein Quell für meine gequälte Seele.

Danach kam die Realität zurück – man steckte mich in die Kernspin-Röhre – wollte sehen – wie sich mein Feind, mit dem ich jeden Tag und jede Nacht verbracht hatte, ohne Gemzar entwickelt hatte. Ja, er war mein Feind, weil er langsam mein Leben verschlang – doch, obwohl er mein Feind war, sprach ich die vielen Monate ständig mit ihm.. Und er, er muss mich gehört haben, denn nach der Untersuchung stellte sich heraus, dass er, mein Feind, der Tumor, mich bzw. meinen Körper verlassen hatte.

Ich war einer derjenigen Krebskranken – die am eigenen Leibe eine medizinisch unerklärbare (CR) Komplettremission erleben durften.

Mir war klar, ich hatte an mir selbst ein WUNDER erlebt. Es gibt sie also auch außerhalb der Bibel, - wirkliche und wahrhaftige WUNDER -!!!

Ich erinnere mich noch genau - beim Schreiben einer meiner Kurzgeschichten – da glaubte ich, die Hexe „Litha vom NoorLand“, über die ich mehrere Geschichten geschrieben hatte – raunte mir nachfolgende Worte zur Ermutigung zu:

„Selbst in dunklen, angsterfüllten Momenten suche ich nach Lichtern,
die Sterne für Dich sein können.
In den Nachtzeiten, wo der Schlaf nicht kommen will,
weil die Angst bei Deiner Seele anklopft,
suche ich nach dem Licht, das ich Dir schicken möchte.
Mit allen Gedanken und Gebeten bin ich in Deiner Nähe.
Die „Hoffnung“ aber sagt mir,
-    unsere Pilgerfahrt auf diesem Planeten hat erst begonnen.
Ich lege meine Hände auf Deinen Körper und schicke Dir Heil und Licht.
Ich nehme jetzt Deine Hände in die meinen und begleite Dich eine kleine Weile,
weil DU mich jetzt brauchst.“

Aus eigener Erfahrung sage ich allen Betroffenen, die glauben, keine HOFFNUNG zu haben:
                                          .
« Es ist gut, auch in den schlimmsten Momenten unseres Lebens an die „HOFFNUNG“ zu glauben,
denn ohne sie sind wir längst gestorben, selbst wenn wir noch atmen....»  (rehiba2000)


Weil ich meinen neuen Weg fand, gehe ich ein kleines Stück davon mit anderen Betroffenen
und wurde so Initiator der Männerselbsthilfegruppe im Landkreis Freudenstadt

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